Gengenbacher Ordensschwestern

Besuch der Gengenbacher Ordensschwestern in Hardheim

Schwestern kommen an ihre einstige Wirkungsstätte

Wiedersehen mit den Ordensfrauen vom 17. bis 19. Juni in Hardheim / Beisammensein am Samstagnachmittag im Pfarrheim

Hardheim. 120 Jahre lang wirkten Ordensschwestern segensreich in Hardheim. Die Ära der Franziskanerinnen vom Göttlichen Herzen Jesu in der Erftalgemeinde ging im Juni 1993 endgültig zu Ende. Trotz der räumlichen Entfernung ist die Verbindung zwischen den Hardheimern und "ihren" Schwestern aber nie ganz abgerissen. Briefkontakte, Besuche und Ausflüge sowie Veranstaltungen in Gengenbach wurden in den vergangenen zwölf Jahren immer wieder gerne zu gegenseitigen Treffen genutzt.

Die Auflösung der ursprünglich zwei Schwesternstationen in Hardheim hatte Anfang 1993 mit der Versetzung der letzten drei Krankenhausschwestern Fides, Berga und Gerwalda begonnen. Die beiden letzten verbliebenen Ordensfrauen, Nähschulschwester Pia und Gemeindereferentin Schwester Elfriede, wurden in einer Feier Ende Juni 1993 offiziell verabschiedet, nachdem sie vom Mutterhaus in Gengenbach zurückbefohlen worden waren. Schwester Pia ging in den Ruhestand, Schwester Elfriede erhielt eine neue Aufgabe als Gemeindereferentin. Die bis dato im Marstallgebäude untergebrachte Nähschule wurde nicht mehr weitergeführt.

Die Hauptära der noch lebenden Ordensfrauen fiel in die Amtszeit von Geistlichem Rat Johannes Schäfer als Pfarrer von Hardheim. Dieser - inzwischen zum Monsignore ernannt, Präses des Diözesan-Cäcilienverbandes und Pfarrer in Münstertal - feiert am 19. Juni in der Erftalgemeinde sein 40-Jahr-Priesterjubiläum. Das Fest soll zum Anlass für ein frohes Wiedersehen genommen werden.

Zunächst war angedacht, dass die Schwestern im Mai nach Hardheim kommen sollten. Nachdem aber feststand, dass Pfarrer Schäfer im Juni dort sein Jubiläum feiert, planten die Organisatoren, die Verantwortlichen des Hardheimer Krankenhauses mit Verwaltungsleiter Ludwig Schön an der Spitze, um.

Demnach werden die Schwestern am Freitagnachmittag, 17. Juni, in Gengenbach und Eppingen (Schwester Gerwalda) abgeholt. Gegen 18 Uhr treffen sie bei ihren Gastgebern in Hardheim ein. Am Samstag, 18. Juni, wird Bürgermeister Heribert Fouquet als Verbandsvorsitzender die Ordensfrauen im Refektorium des Krankenhauses willkommen heißen. Eine Besichtigung des Krankenhauses schließt sich an. Dem Mittagessen im ehemaligen Refektorium, in dem die Schwestern selbst zu verschiedensten Anlässen früher so oft weilten, folgt ein Gräberbesuch auf dem Friedhof.

Ab 15.30 Uhr ist ein gemütliches Beisammensein mit ehemaligen Mitarbeitern, Freunden und Bekannten bei Kaffee und Kuchen im Pfarrheim geplant. Um 17.45 Uhr gibt es eine Kirchenführung mit Diakon Franz Greulich. Nach dem Rosenkranz um 18.30 Uhr und der Abendmesse um 19 Uhr steht der Abend bei den Gastgebern zur freien Verfügung.

Am Sonntag nehmen die Schwestern zunächst um 10.30 Uhr am Festgottesdienst von Pfarrer Schäfer teil. Es schließt sich ein Empfang im Pfarrheim an. Gegen 14 Uhr werden die Franziskanerinnen wieder nach Gengenbach und Eppingen zurückfahren. Ingrid Eirich-Schaab

Fränkische Nachrichten - 15.06.2005

Die Geschichte der Gengenbacher Ordensschwestern in Hardheim

Gengenbacher Schwestern vielseitig sozial engagiert

Verbot der Gemeinschaft während des Kulturkampfes / 1873 Kindergartengründung in Hardheim

Blick in die Chronik

Hardheim. Zwölf Jahrzehnte lang haben Gengenbacher Franziskanerinnen in der Erftalgemeinde an maßgeblicher Stelle in der Krankenversorgung, Krankenhausküche, Nähschule, im Kindergarten, Krankenhausgarten, Religionsunterricht und damit an allen wichtigen Schaltstellen des sozialen Bereiches Dienst getan. Anlässlich der Wiedersehensfeier am Wochenende rufen die Fränkischen Nachrichten die segensreiche Arbeit der Ordensfrauen in Erinnerung. Diese ist ganz eng mit der Geschichte des Hardheimer Krankenhauses verbunden. In einem ersten Beitrag wurde die Zeit bis 1883 beleuchtet worden.

1866 hatten sich unter der Schirmherrschaft von Pfarrer Berger auf dem Lenzlishof in Seelbach Frauen zu einer religiösen Schwesterngemeinschaft zusammengeschlossen zur Ausübung der Nächstenliebe durch Krankenpflege und Pflege der Kinder und Armen. Bald wurde der Platz zu eng und die kleine Gemeinschaft zog in ein Gasthaus am Ort, das gerade zu kaufen war. Die Zahl der Bewerberinnen nahm so rasch zu, dass die Schwestern bereits ein Jahr später in den Trettenhof in Seelbach umzogen, den Pfarrer Berger erwarb.

Inzwischen organisierte sich die junge Gemeinschaft. Sie hatte ausgebildete Krankenschwestern, die ihrerseits Mitschwestern schulten. Während des deutsch-französischen Krieges arbeiteten die Schwestern in 18 Feld- und Heimatlazaretten. In Hardheim war am 30. August 1873 die vierte Krankenpflegestation dieser Gemeinschaft errichtet worden.

Die Schwestern sahen sich als "barmherzige Schwestern" (nach Vinzenz von Paul) und als frohe und arme Schwestern (nach Franziskus). Die franziskanische Spiritualität war prägend. In der Zeit des so genannten Kulturkampfes und der klosterfeindlichen Einstellung wurde die ordensähnliche Schwesterngemeinschaft auf dem Trettenhof offiziell durch einen Erlass vom 23. Februar 1876 aufgelöst und verboten, da sie als eine den Staatsgesetzen zuwider laufende Vereinigung erschien. Allen Ordensleuten wurde jedwede Lehrtätigkeit untersagt. Einige der insgesamt 60 Schwestern wanderten in die USA aus, einige gingen in ihre Familien zurück, andere arbeiteten im Untergrund weiter oder fanden im Spital in Gengenbach Unterkunft. Dieses entwickelte sich zu einem "geheimen Mutterhaus". Als die Kulturkampfgesetze etwas gelockert wurden, konnten die Schwestern Gebäude in der Schwarzwaldgemeinde erwerben und diese zunächst auf Privatpersonen einschreiben lassen. Erst 1892 erhielt die Genossenschaft - inzwischen auf über 200 Schwestern angewachsen - die Staatsgenehmigung, 1894 wurde die Kongregation eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Der Gründer und seine Schwestern waren alle Mitglieder des Dritten Ordens des heiligen Franziskus. 1904 wurde die Kongregation der großen franziskanischen Familie angeschlossen. War in der Kulturkampfzeit die Ordenstracht verboten, so waren die Schwestern jetzt durch ihre Kleidung (Franziskusgürtel und Rosenkranz) auch als Franziskanerinnen erkenntlich.

Die Gemeinde Hardheim hatte im Kulturkampf mit "seinen" Ordensfrauen nach dem Verbot und der gesetzlichen Auflösung des Mutterhauses am 1. Juli 1878 eigene Anstellungsverträge geschlossen. Unterzeichnet von Bürgermeister Alois Barth, den Gemeinderäten Franz Gärtner, Josef Ruppert, Ignaz Henn, Gustav Eirich, Karl Hollerbach, Pfarrer Prailes und Arzt Dr. Hohmann, dem Vater des Weltraumpioniers Walter Hohmann.

Aus den Akten der Franz-Gruber-Stiftung zur Errichtung einer Kleinkinderbewahranstalt (Eröffnung am 3. November 1873 in einem Raum hinter dem damals neu erbauten Pfarrhaus) geht hervor, dass die im 1. Teil des Berichtes erwähnte Schwester Gertrud die Leitung des Kindergartens übernahm.

Als Ortskrankenschwester wurde Maria Anna Braun, genannt Schwester Euphrasia, mit Wirkung vom 1. Dezember 1884 angestellt. Diese ambulante Krankenpflege wurde ununterbrochen bis in die 1990er Jahre fortgesetzt. Die Gemeinschaft vergrößerte sich bis 1900 auf 16.

Um die Jahrhundertwende gründete man in Hardheim einen Hospitalfond mit den umliegenden Ortschaften. 1898/99 wurde der Neubau des Krankenhauses in der Wertheimer Straße in Angriff genommen. Dieser Bau wurde von 1962 bis 1966 bei laufendem Betrieb erweitert. In den Folgejahren modernisierte man das Haus Zug um Zug und ergänzte es um eine eigene Röntgenabteilung, einen besseren Operationssaal, das Personalwohnheim und die Aufwachstation.

Im Krankenhaus waren mit höchstem Stand 13 Schwestern tätig. Neben der Kindergarten-, Nähschul- und Ortskrankenschwester war später in Hardheim auch noch eine Seelsorgeschwester als Gemeindereferentin tätig.

In einem großen Festgottesdienst und anschließender Jubiläumsfeier wurde am 11. November 1973 die 100-jährige Tätigkeit der Gengenbacher Schwestern in Hardheim gefeiert. Festredner waren damals Bürgermeister Kurt Schmider, Geistlicher Rat Josef Heck, Dr. Friedrich Maag, Dr. Jürgen Frank, Landrat Hugo Geisert und Josef Fräntz (damals Pfarrgemeinderatsvorsitzender). Alle Schwestern, die in Hardheim oder seinen Ortsteilen geboren sind und Schwestern, die einmal in Hardheim tätig waren, hatte man damals eingeladen.

"Im Krankenhaus ist der pausenlose Einsatz unserer Ordensschwestern rund um die Uhr nicht wegzudenken. Still und ohne Aufsehen verrichtet die ambulante Krankenschwester ihren Dienst an den kranken und alten Mitbürgern daheim. Die ersten Schritte ins Leben einer großen gemeinschaft erlernen die Kleinsten bei der Schwester im Kindergarten. Fertigkeiten im Anfertigen von Kleidern und Handarbeiten erlernen interessierte Frauen bei der Schwestern in der Nähschule. In der Schule, in der Sakristei und im Pfarrbüro bewältigt die Seelsorgeschwester ein großes Arbeitspensum." Mit diesen Worten beschrieb der damalige Hardheimer Seelsorger Pfarrer Johann Schäfer in seinem Grußwort zum Jubiläum die vielfältigen aufopferungsvollen Dienste der Franziskanerinnen in der Gemeinde. i.E.

Fränkische Nachrichten - 16.06.2005