Die Kirchengeschichte der Pfarrei St. Alban, Hardheim

Zusammenfassung aus den bisher veröffentlichen Chroniken

Aus der Kirchenchronik von Pfarrer Joseph Stefan(1889-1926 Pfarrer in Hardheim)

Quelle: Anhang Seite 21ff (Aus dem Jahre 1924)

Bild vom Pfarrer Joseph Stefan

Mit lobenswertem Eifer sucht man in unserer Zeit nach alten Urkunden und man ist glücklich, ein Schriftstück zu finden, in dem frühere wichtige Ereignisse niedergeschrieben sind. Darum will ich hier einige sichere Tatsachen über Eingang des Christentums, spätere Kämpfe, Rückkehr der Abgefallenen und treues Festhalten der Barochianen an der römische-katholischen Kirche bis auf den heutigen Tag festlegen.

Wann die hießige Pfarrei gegründet worden ist, dafür habe ich keine ganz sicheren Anhaltspunkte, aber daß das Christentum durch St. Bonifatius und St. Lioba hier Eingang gefunden, dafür habe ich bestimmte Angaben. In drei Bänden - Codex laureshamensis - welche ich mir von der Universitätsbibliothek Heidelberg habe zuschicken lassen, sind über 3000 einzelne Schenkungen an das Kloster Lorsch aufgeführt, darunter auch einige Stiftungen von Gläubigen "aus Hartheim".

Zu Lorsch in Hessen, zwischen Bensheim und Worms gelegen, wurde im Jahre 763 ein Benediktinerkloster gegründet, welchem Papst Paul I. die Reliquien des hl. Nazarius schenkte. Das Kloster gelangte unter einer Reihe vortrefflicher Äbte rasch zu hohem Ansehen. Dafür spricht die Anwesenheit Kaiser Karls d. Gr. als durch den hl. Lullus, Erzbischof von Mainz, unter Assistenz von 4 Bischöfen die Kirche im Jahre 774 konsekriert wurde. (Kirchenlexikon) - auch berühmt durch das Nibelungenlied.

Als Stifter in das Kloster zum hl. Nazarius in Lorsch sind aus "Hartheim" verzeichnet: Ein Teuthard, ein Adolf ein Wicher, ein Liobgaz usw. immer mit Angabe des Regierungsjahres Karls, z.B. anno II.Karoli ego Teuthart dono oder Ego in dei nomine "Wiher" in villa Hartheim. Daß mit "Hartheim" unser Hardheim gemeint ist, schließe ich aus der Aufführung von Stiftern aus Ortschaften unserer Gegend z.B. Hirslanden, Hasmersheim, Sulzbach, Mudach, Erffeld, Dornheim, Bucheim, Steinbach, Berstat, Heinsteter, Rinzesheim, Wertheim, Bischofsheim usw. Ohne Zweifel hat das christliche Glaubenslicht auch schon unter der segensvollen Wirksamkeit des hl. Kilianus (+ 688) seine Strahlen bisher geworfen. Auch das Bedediktinerkloster Amorbach gegründet vom hl. Pirmin im Jahre 734 als "Münster der hl. Maria im Odenwald", hat sicher zur Begründung Verbreitung und Befestigung des Christentums großen Einfluß ausgeübt, denn von dort gingen die Mönche aus in unsere ganze Gegend, um die Lehre Jesu Christ zu predigen und das Volk zum gesitteten, christlichen Lebenswandel anzuleiten.

Die Kirchen in Tauberbischofsheim und Oberlauda sind nachweislich die ersten gewesen, welche der hl. Bonifatius selbst eingeweiht hat. ................

1256 erste urkundliche Erwähnung der Pfarrei Hardheim

Hardheim und Amorbach im hohen Mittelalter - neue Erkenntnisse -

Quelle: Chronik der Gemeinde Hardheim anläßlich der 950 Feier im Jahre 2000.

Das Kloster Amorbach war wohl schon zur Zeit Karl Martells - zwischen 720 und 741 - gegründet und noch vor 800 dem König übertragen worden. Seither war die Abtei eines der wichtigsten Klöster Ostfrankens und eine wichtige Stütze der Königspolitik in diesem Raum.

Für die Würzburger Bischöfe war dieses unabhängige Kloster im umstrittenen Grenzgebiet zum Erzbistum Mainz ein Hindernis für die Expansion im Bereich des Odenwaldes. Bischof Bernward setzte deshalb den jungen König Otto unter politischen Druck, die Abtei Amorbach dem Bistum Würzburg zu unterstellen. Er legt zu diesem Zweck eine (gefälschte) Urkunde vor: Sie war angeblich von Karl dem Großen ausgestellt und enthielt eben dieese Übertragung des Klosters.

Ob die Kanzlei des Königs im Jahre 993 auf diese Fälschung hereinfiel oder die Urkunde aus politischen Gründen gelten ließ, ist unbekannt; jedenfalls stellte Otto dem Bischof eine neue (echte!) Urkunde aus und unterstellte damit das Kloster Amorbach (und vier weitere Klöster) dem Bistum Würzburg. Aus der königlichen Abtei mit vielen eigenständigen Rechten war damit ein würzburgisches Eigenkloster geworden.

Wann der Kloster die ersten Besitztümer in Hardheim erwarb, ist unbekannt; offensichtlich gehörte auch die Hardheimer "Kirche" schon früh zu Amorbach, da 1256 das Patronatsrecht vom Kloster Amorbach auf den Bischof von Würzburg überging.(Erste urkundliche Erwähnung der Pfarrei Hardheim) Auch die Tatsache, dass die Herren von Hardheim Ministeriale der Herren von Dürn - die Amorbacher Klostervögte - waren, deutet auf umfangreichen Amorbacher Besitz in Hardheim. .......

Über das Aussehen der ersten Kirche ist nichts bekannt

Bild: Bamberger Apokalypse; um 1002

.... Bald war die ganze Gegend, auch Hardheim, christlich, katholisch. In den Jahren 1330 - 1366 wurden hl. Stiftungen hier gemacht und zwar von den Herren von Hardheim - später Ritter von Hardheim genannt. So die Pfarrkirche mit dem Hochaltar zum hl. Albanus und die Stiftung der Frühmesse im Jahre 1335. 1356 hatten die Herren von Hardheim in dieser Kirche ihre Grablege. Außer der Pfarrkirche war noch die Spitalkirche da, in welcher im Jahre 1332 eine Stiftung gemacht wurde zum Altar der hl. Agnes. Im Jahre 1366 eine Stiftung in die Pfarrkirche zum Altar des hl. Johannes des Täufers und der hl. Apostel Petrus und Paulus. In den Jahren 1420 - 1440 erbauten die Herren von Hardheim eine Kapelle zu Ehren "unserer Lieben Frau im Wald" in der Nähe von Dornberg.


Die alte Kirche

Quelle: Pfarrer Johann Schäfer, Jubiläumsschrift (1994)

Bild der Kirche Die "alte Kirche" wurde im Jahre 1438 im gotischen Stil erbaut. Sie war von Ritter Reinhard V. und seiner Gemahlin Gutta von Riedern gestiftet. Der Grundstein der Kirche ist erhalten und in der Chorwand der heutigen Kirche eingemauert. Er trägt die Inschrift: "Anno domini 1438" und zeigt die beiden Stifterwappen. Die Kirche wurde im Jahre 1450 fertiggestellt.







Reformation

Quelle: Pfarrer Josef Stephan (1924)

In jener Zeit scheint das christliche Glaubensleben dahier in hoher Blüte gestanden zu sein, wie denn auch die Bewohner beider Schlösser lobenswerten Eifer zeigten. Leider kamen andere Tage. die trauigste Zeit, welche Hardheim mitgemacht hat, war die Zeit der Einführung der Reformation durch Ritter Wolf von Hardheim. Wolf (oder Wolfgang), verheiratet mit Margareta, der Schwester des Götz von Berlichingen, war Vasall des Bischofs von Würzburg, des Erzbischofs von Mainz und der Grafen von Wertheim. Von der Familie von Berlichingen beeinflußt, neigte er bald der lutherischen Religion zu und suchte in Hardheim und der Umgegend die Gläubigen der neuen Lehre zuzuführen.

In einem Brief vom 22. Oktober 1566 schrieb er, vor etwa 10 Jahren habe er die Augsburgische Konfession in Hardheim eingeführt. Im Jahre 1555 oder 1558 stellte Wolf an der neu erbauten Spitalkirche einen lutherischen Prädikanten an. Später versuchte er auch in die Pfarrkirche einen Prediger der neuen Lehre gewaltsam einzuführen. Es gelang ihm aber nicht. ......... Die Einwohner Hardheim standen teils unter den lutherischen Grafen von Wertheim, teils unter Wolf, der Dorfherr von Hardheim war. ..... Ein anderer Teil war noch direkt dem Bischof von Würzburg untertan. .... Gottlob es kamen bessere Zeiten. Im Jahre 1600 fielen die wertheimischen Besitzungen und Untertanen an Würzburg zurück. Der Bischof von Würzburg war wieder alleiniger Dorfherr von Hardheim und nach dem Tode Georg Wolfs - 1607 - fielen auch die Hardheimischen Lehen an Würzburg.

Gründliche Renovierung unter Bischof Julius Echter im Jahre 1615

Quelle: Pfarrer Josef Stephan (1924)

Als im Jahre 1617 die von Fürstbischof Julius Echter neu erbaute (d.h. gründlich renoviert) Kirche durch den hochwürdigen Herrn Weihbischof Sang konsekrierte wurde, waren alle Hardheimer wieder einig, alle römisch-katholisch.





1625 Liborius Wagner Kaplan in Hardheim

Quelle: Berichte aus dem Leben der Pfarrgemeinde 1980

Der Selige Liborius Wagner (Seligsprechung 1974) aus Mühlhausen, Thüringen wurde am Karsamstag 1625 in Würzburg zum Priester geweiht. Seine erste Stelle war die eines Kaplans in Hardheim. 1626 übernahm er die Pfarrei Altenmünster mit dem Filialort Sulzdorf. Die Seelsorge dort war schwierig. Im Pfarrort selbst waren nur noch weinige Familien katholisch geblieben, die Bevölkerung von Sulzdorf ganz. Er aber war als Seelsorger für alle, auch für die Protestanten eingesetzt - und er setzte sich für sie ein. In Deutschland tobte damals der "Dreißigjährige Krieg". Die Schweden drangen 1631 rasch nach Würzburg vor. Liborius Wagner wurde in den ersten Dezembertagen verhaftet und in Schonungen und Mainberg fünf Tage mit rohesten Praktiken unsagbar gequält. Die Söldner forderten von ihm den Widerruf seines Glaubens. Er blibe unter all den Qualen standhaft. Liborius Wagner starb als Martyrer des Glaubens und Gewissensfreiheit. Im Zusammenhang mit der Seligsprechung 1974 wurde eine Gedenktafel in der Pfarrkirche in Hardheim angebracht.

Predigt anlässlich des Fastentriduums 2008 von Pfarrer Franz Lang: Seliger Liborius Wagner - des uralten Glaubens neuer Zeuge